Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte und Stadträtinnen, sehr geehrter Herr Müller als mein Amtsvorgänger, sehr geehrte Damen und Herren der Verwaltung, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

 

für Sie beginnt jetzt nach zwölf Jahren Amtszeit von Oberbürgermeister Müller ein neuer Abschnitt, eine neue Periode. Für mich beginnt ein neuer Abschnitt in meinem Berufsleben. Das macht aus mir keinen anderen Menschen als vorher und auch keinen besondereren Menschen als vorher. Aber natürlich macht es aus mir einen Menschen mit wesentlich mehr Verantwortung als vorher. Ich will mich nicht beschweren, es war auch so gewollt von meiner Seite. Aber es ist wirklich erstaunlich, wie schnell sich in zwei Tagen ein Terminkalender füllen kann. Das war mir tatsächlich vielleicht nicht ganz so bewusst. Aber macht nichts.

 

Gestatten Sie mir an dieser Stelle zu aller erst meinen Dank auszusprechen.

Zunächst an all diejenigen, die mich auf meinem Weg in dieses Amt unterstützt haben. Allen voran natürlich meine Familie, meine Eltern sind auch da. Ich möchte mich aber auch bedanken bei den politischen Mitbewerbern. Ich glaube wir können von uns sagen, dass wir diesen Wahlkampf - es wird zwar von vielen immer vermieden dieses Wort „Kampf“ in den Mund zu nehmen. „Wahlkampf“, das wäre der Wunsch, aber machen wir uns nichts vor. Natürlich kämpft man um einen bestimmten Posten, den man erreichen möchte. Aber wir haben das, glaube ich sagen zu können, auch wenn man das mit anderen Gemeinden vergleicht, haben wir das sehr anständig über die Bühne gebracht und sind für mein Dafürhalten sehr anständig miteinander umgegangen.

Ein besonderer Dank natürlich zu guter Letzt, all jenen, die erst am 15. März und dann am 29. März ihr Kreuz vor meinem Namen gemacht haben. Sie haben mir damit ihr Vertrauen geschenkt. Das erachte ich nicht als selbstverständlich, weil in den aktuellen Zeiten ist es für meine Begriffe durchaus außergewöhnlich einen Oberbürgermeister zu wählen, der - wenn man sich die Historie der Kitzinger Oberbürgermeister anschaut - mit 38 Jahren doch relativ jung ist.

Ich kann Ihnen aber versichern, dass ich mit vollem Einsatz und mit voller Leidenschaft alles dafür tun werde, Ihr Vertrauen zurückzuzahlen.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, es gibt viel zu tun.

Wer Interesse hat und sich das Haushaltsbuch 2019 und 2020 anschaut, der stellt fest, dass wir schon sehr viele Maßnahmen tatsächlich auch beschlossen haben. Beispiele hierfür sind die Sanierung der Dreifeldhalle im Sickergrund, das Verwaltungsgebäude Kaiserstraße 17, was wir dringend für die Verwaltung brauchen, die Tourist-Info-Sanierung – auch da haben wir schon Beschlüsse gefasst.

 

Und auch ein ganz weitreichender Beschluss, was finanzielle Auswirkungen anbelangt, die Sanierung der Wirtschaftsschule.

Dazu kommen Infrastrukturprojekte, die auch schon anstehen. Wie die Fertigstellung der Nordtangente und den Kreisel vor conneKT. Auch die Sanierung Hindenburgring Nord. Und auch wenn man weiter denkt – vor kurzem wurden die ersten Parkplätze am Bahnhof in Betrieb genommen. Das war sicher ein richtiger Schritt. Aber das Bahnhofsumfeld bietet noch viel mehr Potential und auch noch viel Arbeit für uns, um da einen Busbahnhof zu errichten, weitere Plätze zu errichten. Auch das steht an. Und auch das ist eigentlich eine unverzichtbare Aufgabe.

Und dann gibt es noch Projekte die stehen noch nicht mal im Haushalt. Da wissen wir nicht einmal was finanziell auf uns zukommt.

Exemplarisch „Haus für Jugend und Familie“. Da haben wir einen Architektenwettbewerb hinter uns gebracht. Wirklich eine sehr spannende Sache. Sehr unterschiedliche und sehr interessante Entwürfe. Das war eine tolle Erfahrung, da dabei sein zu dürfen. Aber was es uns kostet, das wissen wir noch gar nicht.

Und was wir auch noch nicht wissen, was es uns kostet und wo wir auch nicht herum kommen – das wird sicher auch einer meiner Schwerpunkte sein in der Arbeit mit Ihnen - aber auch in der Arbeit mit der Verwaltung, gerade gleich jetzt am Anfang. Das ist das Thema Kinderbetreuungsplätze. Ich denke Ihnen ist allen bewusst, dass da Betreuungsplätze in nennenswertem Umfang fehlen. Das ist einfach eine Pflichtaufgabe der Stadt Kitzingen für diese Plätze zu sorgen. Von daher wird das oberste Priorität auch in meinem Handeln genießen.

 

Sie sehen also, wir stehen vor großen Herausforderungen in durchaus schwierigen Zeiten. Covid 19 hat glaube ich jeden auf seine besondere Art und Weise bisher betroffen.

Ich kann auch von meiner Seite her sprechen – mit drei kleinen Kindern. Da fällt natürlich die Kinderbetreuung flach. Die Große darf nicht in die Schule, also darf man sich darum kümmern, wie man das regelt. Das ist ein Punkt, der ganz viele Familien betroffen macht.

Es gibt Menschen gerade auch im kulturellen Bereich, denen fast die kompletten Einnahmequellen weggefallen sind, für die es extreme Auswirkungen hat, was auch die Existenz betrifft. Es gibt Menschen, für die ist die soziale Distanzierung besonders schwer, wenn Sie sich vorstellen, dass Sie vielleicht in einem Seniorenheim leben und Sie dürfen keinen Besuch Ihrer Angehörigen mehr empfangen.

Dann ist es glaube ich sehr leicht nachvollziehbar, dass diese Menschen von Covid 19 ganz besonders stark betroffen sind. Da ist die Betroffenheit von meiner Seite fast schon vernachlässigbar.

Covid 19 hat aber auch für die Stadt Kitzingen gravierende Auswirkungen. Wir müssen heute nach Schätzungen davon ausgehen, dass uns in diesem Jahr ca. 50 %, wenn nicht sogar noch mehr, der Gewerbesteuer wegbrechen und aufgrund auch der zu leistenden Kurzarbeit der Kitzinger Bevölkerung, die das ja auch betrifft, bis zu 20 % Einkommenssteueranteil.

Daran sehen Sie dann schon, von den Projekten, die ich Ihnen im Vorfeld aufgezählt habe, vor dem Hintergrund Covid 19 mit den anstehenden finanziellen Auswirkungen, wird von mir und auch von Ihnen sehr viel mehr Kreativität gefordert sein, als das vielleicht in den vergangenen Jahren war.

Ich möchte Sie einladen, nehmen Sie teil an dem Prozess. Jeder kann seinen Teil dazu beitragen.

Was mir noch wichtig ist in der täglichen Arbeit, wir haben einen kleinen Anfang schon gewagt, ist die Kommunikation der Stadt Kitzingen nach außen.

Kleines Beispiel: seit gestern dürfen die Kinderspielplätze wieder öffnen.

Es gibt Kommunen, die haben die Kinderspielplätze aufgemacht und das erste was passiert ist; der Bürgermeister verkündet groß: „Die Stadt xy hat die Kinderspielplätze wieder geöffnet“. Tatsächlich hat unser Bauhof das gestern auch getan – wir waren auch rund um die Uhr unterwegs und haben die Spielplätze aufgemacht. Nur dummerweise haben wir vergessen es auch zu kommunizieren. Die Stadt Kitzingen leistet aus meiner Sicht unheimlich viele gute Sachen, sie vergisst nur leider darüber zu sprechen.

Der Grundsatz „Tue Gutes und rede darüber“ ist bei uns noch nicht in die DNA übergegangen und das sollte umgehend geändert werden.

Mein Ziel ist eine andere Wahrnehmung der Stadt Kitzingen. Wir sagen ja gern „wir leben da, wo andere gerne Urlaub machen“. Die Stadt Kitzingen leistet unheimlich viel Tolles. Warum können wir nicht eine breitere Brust haben und in Zukunft das auch nach außen tragen. Das ist mir ein wichtiges Anliegen. Und auch hier lade ich Sie ein, Sie alle können einen Teil dazu beitragen.

 

Zusammenarbeit mit dem Stadtrat.

Bisher in den vergangenen 6 Jahren habe ich in der Arbeit im Stadtrat, als Stadtrat mit der Verwaltung so ein Gefühl des Misstrauens verspürt im Gremium – ich möchte das grad mal so sagen.

Man hatte so den Eindruck, dass es einige, ja nicht gerade wenige, Stadträte gab, die berechtigt oder unberechtigt – das möchte ich nicht bewerten – aber das gefühlt vermittelt haben, dass es gegenüber der Verwaltung ein gewisses Misstrauen gibt. Weil man der Verwaltung unterstellt hat, dass sie im Endeffekt die Entscheidungen schon trifft und nur dann im Stadtratsgremium nur mehr oder weniger die Entscheidung dann abnicken darf.

 

Ich habe das auch gelegentlich selbst kritisiert – das sage ich ganz ehrlich. Ich habe auch gelegentlich eingefordert, dass es nett gewesen wäre, dass es bei einem Thema, wo es auch um große Projekte mit mehreren Millionen Euro gegangen ist, vielleicht das eine oder andere Mal öfters vordiskutiert worden wäre.

Jetzt habe ich die Rolle getauscht und jetzt bin ich in der Bringschuld – das ist ganz klar.

Mein Ziel und meine Orientierung – das habe ich dem einen oder anderen auch in den Vorgesprächen schon gesagt – ist: lassen Sie uns doch an der Gesetzgebung im Landtag oder im Bundestag orientieren. Ein Gesetz geht grundsätzlich durch drei Lesungen. Die können schneller oder langsamer erfolgen. Es gibt aber grundsätzlich für mich drei Stationen, die ich gerne mit Ihnen durchspielen möchte.

Station 1 ist die Information: Es ist mir ein Anliegen, dass Sie sich alle gleichermaßen gut informiert fühlen. Nur wenn sie sich informiert fühlen, können Sie sich Gedanken machen und Sie können Ihre Gedanken in den Entscheidungsprozess mit einspeisen.

Station 2 ist für mich die Station der Diskussion, in der wir Ihre Gedanken auch aufnehmen können, verarbeiten können, sie diskutieren können und dann in der 3. Station letztendlich zum Beschluss kommen. Das mag manch Altgedienten jetzt ein bisschen schockieren. Das kann natürlich bedeuten, dass wir die eine oder andere Stadtratssitzung mehr haben werden. Nur es ist für mich einfach der Schluss aus den vergangenen sechs Jahren, aus dem was ich wahrgenommen habe und mein Ziel ist - jeder von Ihnen soll die Möglichkeit haben, sich entsprechend bei den Entscheidungsprozessen einzubinden und einzugliedern.

 

Und was mir noch wichtig ist bei der Zusammenarbeit mit dem Stadtrat, wir haben es uns in der Vergangenheit, der Stadtrat und vielleicht auch die Verwaltung, vielleicht auch die vorherigen Oberbürgermeister, was Referenten z. B. angeht, teilweise etwas zu bequem gemacht. Wenn man mal zurückblickt: wir hatten in der letzten Periode zwölf Referenten. Das ist eine ganz angenehme Zahl, weil es in den beschließenden Ausschüssen zwölf Sitze gibt und dann konnte man es einfach machen. Wenn es 12 Ausschusssitze gibt dann machen wir zwölf Referenten und die Referenten werden nach Proporz, wie die Parteien bei den Sitzen verteilt.

Persönlich halte ich diesen Weg für falsch und deswegen war es mir ein Anliegen und das habe ich auch allen Fraktionen in den Vorgesprächen so mitgeteilt, diese Referenten von 12 auf 8 zu reduzieren. Es hat folgenden Hintergrund:

Es gab zum Einen einen Referenten für die Schule. Wir haben Schulen in unserer Zuständigkeit, aber wenn man ehrlich ist und das hat mir sogar der letzte Schulreferent bestätigt – der ist vollkommen Konform gegangen – der Referent ist eigentlich nicht notwendig. Weil er ist nur Repräsentant gewesen bei Schulverabschiedungen, bei Abschlusszeugnisübergaben. Und ich glaube das bekommen wir auch anders hin und dafür brauchen wir keinen Referenten. Wir hatten immer einen Referenten für Konversion und Wirtschaft. Auch diesen Referenten braucht es meiner Meinung nach nicht, wenn Sie sich damit beschäftigen. Die Konversion – alle Flächen sind in privater Hand – die Konversion ist aus meiner Sicht größtenteils abgeschlossen. Und Wirtschaft: da habe ich nie einen Hehl draus gemacht. Das habe ich zur Chefsache erklärt, deswegen halte ich es nicht für erforderlich einen eigenen Referenten zu haben.

 

Dann gab es immer die zwei Referenten für Sport und für Feuerwehr. Wer mich kennt, der weiß – ich komme aus dem Sportbereich und der kann sich auch sicher sein, dass Sport für mich ein ganz wichtiger Fixpunkt ist im Leben und dass auch diese Situation im Moment – dass ganz viele Menschen keinen Sport treiben können, für viele sehr belastend ist und deswegen nicht unbedingt einfacher macht. Sport wird für mich persönlich immer einen hohen Stellenwert haben, weil es mich einfach geprägt hat.

Und dann gibt es noch den Feuerwehrreferent, der - ich will nicht sagen – überflüssig ist, aber um Anerkennung auszudrücken, in der Form auch nicht braucht.

Warum sage ich das so deutlich? In den letzten sechs Jahren kann ich mich an keine Feuerwehrversammlung erinnern, wo nicht entweder der Oberbürgermeister höchstpersönlich oder ich anwesend waren. Das heißt, die Kolleginnen und Kollegen von der Feuerwehr, die auch in Extremsituationen auch ihr Leben riskieren, die genießen hier im Haus höchste Anerkennung – unabhängig davon ob es dafür einen Referenten gibt oder nicht.

Ich bin auch den Kollegen und Kameraden von der Feuerwehr sehr dankbar, dass sie meine Haltung auch entsprechend zur Kenntnis genommen haben und auch in der Führungsebene so anerkennen.

Und einen vierten Referenten, den ich hier gerne einsparen möchte. Nicht, weil ich ihn nicht für notwendig erachte, sondern, weil ich tatsächlich glaube diesem Thema damit noch einen extra Schub geben zu können – es ist der Integrationsreferent.

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, vielleicht ist es untypisch im Vergleich zur Vergangenheit, aber ich möchte Ihnen heute an dieser Stelle zwei Namen als meine Stellvertreter ans Herz legen. Das ist zum einen als erste Stellvertreterin Frau Astrid Glos und zum zweiten Herrn Manfred Freitag. Und wenn Sie meinen Rat folgen und Frau Glos zu meiner Stellvertreterin wählen, dann würden wir Frau Glos als Aufgabe ins Buch schreiben - die Integration. Und damit erfährt aus meiner Sicht der Bereich Integration durch die Ansiedlung bei der ersten Stellvertreterin des Oberbürgermeisters eine enorme Aufwertung.

Ich möchte mich zum Abschluss noch bei Ihnen bedanken im Vorfeld für die offenen Gespräche. Das war von meiner Seite vielleicht auch riskant, mit Ihnen allen offen meine Meinung und meine Haltung auszutauschen. Ich möchte mich aber bedanken. Sie haben das sehr gut aus meiner Sicht mitgetragen, auch wenn gestern in der Zeitung dann eine Auflistung mit Namen stand. Aber das ist auch kein Problem, weil Sie wussten es ja alle. Sie kannten ja alle mein Ideen und meine Vorschläge. Von daher glaube ich, habe ich Ihnen großes Vertrauen entgegengebracht. Ich bin dankbar, dass Sie dieses Vertrauen aus meiner Sicht nicht missbraucht haben und ich glaube, es ist aus meiner Sicht auch eine gute Basis für eine vernünftige Zusammenarbeit hier im Gremium. Weil eines ist auch klar, so bunt war der Kitzinger Stadtrat noch nie. Aber bunt muss ja nichts Schlimmes sein. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und hoffe auf gute Zusammenarbeit für die nächsten sechs Jahre. Dankeschön.