Festlegung von Straßennamen im Baugebiet "Südlicher Hammerstielweg"

Betreff
Festlegung von Straßennamen im Baugebiet "Südlicher Hammerstielweg"
Vorlage
2021/035
Aktenzeichen
SG 60
Art
Sitzungsvorlage (Beschluss)

 

 

Für die im Bau befindliche Erschließungsstraße im Baugebiet „Südlicher Hammerstielweg“ ist ein Straßenname zu vergeben. (Grundlage ist der Bebauungsplan Nr. 89 – „Südlicher Hammerstielweg“).

 

Das Baugebiet grenzt an das bestehende Wohngebiet „Hammerstielweg“ an. Der Umgriff des Gebietes ist aus dem beiliegenden Lageplan – Anlage 1 ersichtlich.

 

Folgende Namen stehen zur Auswahl:

 

a)    Gerd Münzberg

Näheres zur Person:

Gerd Münzberg, geb. am 3.12.1902 in Kloda, gestorben am 4.5.1994 in Kitzingen, war ein deutscher Jurist und Komponist. Er schloss sein Studium auf Wunsch seines Vaters als Volljurist ab anstatt Musikwissenschaft zu studieren und war als Gerichtsassessor in Schleswig-Holstein beschäftigt.

Im Jahre 1930 wechselte er in den Justizvollzugsdienst, versah erneut an verschiedenen Gerichten Tätigkeiten des Justizdienstes und schließlich im Jahre 1934 erhielt er die Stelle eines Landgerichtsrats in Gleiwitz bis Mitte Januar 1945. Am 24. 1.1945, einen Tag vor der Besetzung der Stadt durch die Rote Armee gelang ihm die Flucht nach Kitzingen. Bis zum Einmarsch der amerikanischen Truppen arbeitete er am Amtsgericht. Im Jahre 1949 wurde er in den Justizdienst des Freistaates Bayern übernommen und beim Amtsgericht in Kitzingen eingesetzt, wo er bis Ende 1967 tätig war.

Im Jahr 1948 ließ er sich zum Sprecher der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen wählen und war in verschiedenen Funktionen in der Landsmannschaft Schlesien tätig. Im kommunalpolitischen Raum wirkte er 14 Jahre als ehrenamtlicher Stadtrat und initiierte den Kulturpreis der Stadt Kitzingen.

1977 erhielt er als erste Person den Kulturförderpreis der Stadt Kitzingen.

1980 erhielt er das „Schlesierkreuz“ der Landsmannschaft Schlesien – Nieder –und Oberschlesien und das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

 

Neben den Musikstudien an den Universitäten Breslau und Kiel war er Kirchenmusiker in Kiel-Gaarden.  Von 1939 bis zum Kriegsende begann er mit eigenen Werken eine rege konzertante Tätigkeit in Schlesien mit Konzerten in Gleiwitz, Breslau, Schweidnitz, Brieg und Neisse. Von 1945 bis 1949 war er hauptberuflich als Kirchenmusiker, Pianist und Chordirigent in Unterfranken tätig.

Auch eigene Kompositionen (Hedwigsmesse, Frankenkantate und unzählige Liedvertonungen) hat er veröffentlicht.

 

b)   Rudolf-Schardt

Näheres zur Person:

Rudolf Schardt, geb. am 05.09.1927 in Kitzingen, gestorben am 15.10.2019 in Kitzingen.

Er besuchte die Volks- und Aufbauschule in Würzburg und war von 1943 bis 1944 Luftwaffenhelfer. 1947 bestand er das Abitur an der Oberrealschule in Würzburg und nahm 1948 das Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität in Würzburg auf. 1953 legte er die erste juristische Staatsprüfung ab, trat dann als Rechtsreferendar in den Vorbereitungsdienst und schloss sein Studium 1958 mit der zweiten juristischen Staatsprüfung ab.

Seit 01.12.1958 war Schardt Rechtsrat der Stadt Kitzingen, seit 1962 Mitglied des Bezirkstages Unterfranken. Von 1967 bis 1991 war das SPD-Mitglied Oberbürgermeister der Stadt Kitzingen. Er erhielt bei der Oberbürgermeisterwahl vom 22.10.1967 mit 61,4 % die Mehrheit aller Stimmen.

 

Am 31. Oktober 1991 wurde Rudolf Schardt anläßlich seiner Verabschiedung aus dem Oberbürgermeisteramt das Ehrenbürgerrecht der Stadt Kitzingen verliehen. Zudem überreichte ihm Regierungspräsident Dr.  Franz Vogt das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Seit dem 30. Oktober 1992 ist Rudolf Schardt auch Ehrenbürger der italienischen Partnerstadt Montevarchi in Anerkennung seiner hohen Verdienste als Schöpfer der deutsch-italienischen Freundschaft zwischen Kitzingen und Montevarchi.

 

 

 

c)    Dr. Guido Wunderlich

Näheres zur Person;

Dr. Guido Wunderlich, geb. am 26.8.1892, gestorben am 06.08.1957

Der als Sohn eines praktischen Arztes geborene Guido Wunderlich studierte in Würzburg Medizin, stand im Ersten Weltkrieg als Unterarzt im Feld und war von 1919 bis 1926 an der Chirurgischen Klinik des städtischen Krankenhauses in Bamberg tätig.

 

Im August 1926 kam er als Arzt nach Kitzingen und wurde nach dem Tod von Hofrat Dr. Schuster Chefarzt am städtischen Krankenhaus, das sich damals noch im heutigen Ärztehaus am Hindenburgring befand. Mit der Amtsübernahme des Chefarztpostens folgte ein rascher Aufschwung des Kitzinger Krankenhauses.

Die Bettenzahl musste auf Grund der starken Frequenz ständig erhöht werden.

 

Er hat vielen Menschen mit seiner ärztlichen Kunst geholfen und dabei zeigte er auch seine soziale Ader, denn in der schweren Nachkriegszeit behandelte er viele Kranke, die kein Geld hatten oder arbeitslos waren, einfach umsonst und stellte keine Arztrechnung aus. Er erlitt selbst schwerste Schicksalsschläge, denn beim Luftangriff auf Kitzingen verlor er seine Frau und seine drei Töchter, wurde schwer krank, war danach nicht mehr fähig zu behandeln und musste angesichts des Ärztemangels dennoch wieder praktizieren.

Sein Leben war von Nächstenliebe, Fürsorge und sozialem Gewissen geprägt. 

 

d)   Frida von Soden

Näheres zur Person:

Frida von Soden, geboren im Jahre 1860, gestorben am 01.10.1933

Frida von Soden, nach der das Seniorenheim in der Kanzler-Stürtzel-Straße benannt ist, wurde 1860 auf Gut Neuhaus bei Hannover geboren und besuchte nach dem Tod ihrer Eltern die höhere Schule in Neuendettelsau. Sie entschloss sich für den Lebensberuf der Diakonisse und war in verschiedenen Einrichtungen als Lehrschwester tätig. Im Alter von 36 Jahren begann sie mit ihrer Arbeit in der wirtschaftlich aufblühenden Handels- und Gewerbestadt Kitzingen. Kinderschule, Krankenpflege und das große Hauswesen standen unter ihrer Oberleitung. Dazu leitete sie auch die „Handarbeits- und Industrieschule“, die allen Töchtern ohne Unterschied der Konfession offen stand. Als Lehrkräfte dienten drei in Handarbeiten ausgebildeten Diakonissen von Neuendettelsau. Wegen des Raummangels musste der Unterricht im protestantischen Schulgebäude gegeben werden, wo täglich 150 schulentlassene Mädchen unterrichtet wurden.

 

Der Aufschwung der wirtschaftlichen Verhältnisse verlangte jedoch nach einer noch vielseitigeren hauswirtschaftlichen Ausbildung der weiblichen Jugend. So wurde auf Wunsch der evangelischen Gemeinde im Frühjahr 1896 als Ergänzung der Industrieschule eine eigene Haushaltungsschule gegründet. Auswärtigen Schülerinnen diente sie als Pensionat. Dank einer großzügigen Spende der Familie von Deuster konnte das räumlich beschränkte Anstaltsgebäude aufgestockt und durch einen östlichen Anbau erweitert werden.

 

Unter der Oberleitung von Frida von Soden begann der Unterricht am 15. September 1896. Die im Aufbau befindliche Industrie- und Haushaltungsschule zählte 1897 bereits 22 Elevinnen. Bald war der Ruf der Kitzinger Haushaltungsschule so gut, dass wesentlich mehr Anmeldungen vorlagen, als Pensionärinnen aufgenommen werden konnten. Ständig wurden die Einrichtungen erweitert und von Soden schaffte es auch während der schweren Zeit des Ersten Weltkriegs mit Tatkraft und Einfallsreichtum, sich um Krankenpflege, Kindererziehung, Hauswirtschaft und Behindertenarbeit in Kitzingen zu kümmern.

1921 stiftete die fromme, praktische und großzügige Frau einen nach ihren Entwürfen gefertigtes, mit zwölf Edelsteinen verzierten Abendmahlgerät (Kelch und Hostienteller), das – was viele der Dekanatsfrauen nicht wussten – noch heute bei jeder Abendmahlsfeier in Gebrauch ist. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatte von Soden, außerhalb der Stadt, in der Kanzler-Stürtzel-Straße, ein großes Grundstück gekauft, auf dem 1955 bis 1957 das neue Alten- und Pflegeheim gebaut wurde, das seit 1995 ihren Namen trägt, erfuhren die Zuhörerrinnen.

32 Jahre lang führte Schwester Frida die „Protestantische Anstalt“ und prägte somit das evangelische Leben der Stadt Kitzingen, bevor sie 1928 nach Neuendettelsau ins Feierabendhaus zurückkehrte, wo sie nach schwerer Krankheit und fast blind am 1. Oktober 1933 starb.

 

e)    Hedwig von Schlesien

Näheres zur Person:

Hedwig von Schlesien, geboren im Jahre 1174, gestorben am 15.10.1243

Die Heilige Hedwig ist ein entscheidendes Bindeglied zwischen Kitzingen und seiner Partnerstadt Trzebnica in Niederschlesien, auch wenn sie bereits fast neun Jahrhunderte tot ist. Sie hat die Brücke zu dieser seit 2009 bestehenden Partnerschaft geschlagen.

Die junge Hedwig, Tochter des Herzogs Berthold von Andechs-Meranien, erhielt zum Ausgang des 12. Jahrhunderts im Benediktinerinnenkloster Kitzingen ihre erste Ausbildung und erlernte die Anfänge der Heiligen Schrift, mit deren Studium sie auch ihre Jugendzeit verbrachte. Hier erlangte sie erste Kenntnisse des Lateins und der kirchlichen Gebete, bevor sie, gerade erst 12 Jahre alt, mit Herzog Heinrich von Schlesien und Polen verheiratet wurde.

 

Ausschlaggebend für die Wahl des damals zum Hochstift Bamberg gehörenden Klosters Kitzingen dürfte gewesen sein, dass Otto II. von Andechs-Meranien, ein Onkel Hedwigs, zu dieser Zeit Bischof von Bamberg war. Als eine von Hedwigs Erzieherinnen ist die Nonne Petrissa überliefert, die später die erste Äbtissin des von Hedwig und ihrem Gemahl gegründeten Klosters Trzebnica werden sollte, das schnell für 1000 Nonnen, Zöglinge und Dienstpersonal ausgebaut wurde.

         

Im heiratsfähigen Alter wurde Hedwig mit dem Piastenherzog Heinrich l. von Schlesien vermählt. Aus dieser Ehe gingen sieben Kinder hervor. Hedwig unterstützte ihren Gemahl bei der Vertiefung des christlichen Lebens und förderte mit ihm auch die kulturelle Entwicklung des Landes. Wie ihre Nichte, die Heilige Elisabeth, ist sie ein Vorbild christlicher Nächstenliebe. 1238 wurde sie Witwe, drei Jahre später fiel ihr ältester Sohn Heinrich im Kampf gegen die Mongolen.

 

Sie starb am 15. Oktober 1243 im Zisterzienserinnenkloster Trzebnica, in dem sie als Witwe gelebt hatte. Hedwig wurde in der Klosterkirche begraben und bereits 1267 von Papst Clemens IV. heiliggesprochen.

 

 

 

Weitere Anmerkungen:

 

In dem Baugebiet sind die Lagebezeichnungen „Hammerstiel“ und „In der Leisten“ vorhanden. Sollte es gewünscht werden, dass die Lagebezeichnungen erhalten bleiben, wären als Kompromiss

a)     „Leistenstraße“ bzw. „

b)    „Am Hammerstiel       als Straßennamen in Erwägung zu ziehen.

 

Als weiterer ganz neutraler Vorschlag wäre die Straßenbezeichnung „Zur schönen Aussicht“ in Erwägung zu ziehen, da man in Höhe des Baugebietes am Steigweg einen wunderschönen und herrlichen Ausblick auf Kitzingen hat.

 

 

 

Die Grundstücke im oberen Bereich des Baugebietes werden hausnummernmäßig der Max-Fromm-Straße zugeordnet.

 

 

Von Seiten der Verwaltung wird die Gerd-Münzberg-Straße vorgeschlagen, da im Baugebiet „Hammerstielweg“ die beiden Straßennamen „Olga-Pöhlmann-Straße“ und „Max-Fromm-Straße“ bereits vorhanden sind und damit die Reihe der Straßennamen mit bedeutenden Kitzinger Persönlichkeiten fortgesetzt werden kann.

 

 

 

 

 

 

1.    Vom Sachvortrag wird Kenntnis genommen.

 

2.    Die Erschließungsanlage im Baugebiet „Südlicher Hammerstielweg“ erhält folgenden Namen:

 

a)    Gerd-Münzberg-Straße

 

 

            Alternativ:

 

b)    Rudolf-Schardt-Straße

 

 

            Alternativ:

 

c)    Dr. Guido Wunderlich-Straße

 

 

            Alternativ:

 

 

d)    Frida von Soden-Straße

 

 

Alternativ:

 

e)    Hedwig von Schlesien-Straße