Für
die im Bau befindliche Erschließungsstraße im Baugebiet „Südlicher
Hammerstielweg“ ist ein Straßenname zu vergeben. (Grundlage ist der
Bebauungsplan Nr. 89 – „Südlicher Hammerstielweg“).
Das
Baugebiet grenzt an das bestehende Wohngebiet „Hammerstielweg“ an. Der Umgriff
des Gebietes ist aus dem beiliegenden Lageplan – Anlage 1 ersichtlich.
Folgende
Namen stehen zur Auswahl:
a) Gerd
Münzberg
Näheres zur Person:
Gerd Münzberg, geb. am 3.12.1902
in Kloda, gestorben am 4.5.1994 in Kitzingen, war ein deutscher Jurist und
Komponist. Er schloss sein Studium auf Wunsch seines Vaters als Volljurist ab
anstatt Musikwissenschaft zu studieren und war als Gerichtsassessor in
Schleswig-Holstein beschäftigt.
Im Jahre 1930 wechselte er in den
Justizvollzugsdienst, versah erneut an verschiedenen Gerichten Tätigkeiten des
Justizdienstes und schließlich im Jahre 1934 erhielt er die Stelle eines
Landgerichtsrats in Gleiwitz bis Mitte Januar 1945. Am 24. 1.1945, einen Tag
vor der Besetzung der Stadt durch die Rote Armee gelang ihm die Flucht nach
Kitzingen. Bis zum Einmarsch der amerikanischen Truppen arbeitete er am
Amtsgericht. Im Jahre 1949 wurde er in den Justizdienst des Freistaates Bayern
übernommen und beim Amtsgericht in Kitzingen eingesetzt, wo er bis Ende 1967
tätig war.
Im Jahr 1948 ließ er sich zum
Sprecher der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen wählen und war in verschiedenen
Funktionen in der Landsmannschaft Schlesien tätig. Im kommunalpolitischen Raum
wirkte er 14 Jahre als ehrenamtlicher Stadtrat und initiierte den Kulturpreis
der Stadt Kitzingen.
1977
erhielt er als
erste Person den Kulturförderpreis der Stadt Kitzingen.
1980 erhielt er das „Schlesierkreuz“
der Landsmannschaft Schlesien – Nieder –und Oberschlesien und das
Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Neben den Musikstudien an den
Universitäten Breslau und Kiel war er Kirchenmusiker in Kiel-Gaarden. Von 1939 bis zum Kriegsende begann er mit
eigenen Werken eine rege konzertante Tätigkeit in Schlesien mit Konzerten in
Gleiwitz, Breslau, Schweidnitz, Brieg und Neisse. Von 1945 bis 1949 war er
hauptberuflich als Kirchenmusiker, Pianist und Chordirigent in Unterfranken
tätig.
Auch eigene Kompositionen (Hedwigsmesse,
Frankenkantate und unzählige Liedvertonungen) hat er veröffentlicht.
b) Rudolf-Schardt
Näheres zur Person:
Rudolf Schardt, geb. am 05.09.1927
in Kitzingen, gestorben am 15.10.2019 in Kitzingen.
Er besuchte die Volks- und
Aufbauschule in Würzburg und war von 1943 bis 1944 Luftwaffenhelfer. 1947
bestand er das Abitur an der Oberrealschule in Würzburg und nahm 1948 das
Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität in Würzburg
auf. 1953 legte er die erste juristische Staatsprüfung ab, trat dann als
Rechtsreferendar in den Vorbereitungsdienst und schloss sein Studium 1958 mit
der zweiten juristischen Staatsprüfung ab.
Seit 01.12.1958 war Schardt
Rechtsrat der Stadt Kitzingen, seit 1962 Mitglied des Bezirkstages
Unterfranken. Von 1967 bis 1991 war das SPD-Mitglied Oberbürgermeister der
Stadt Kitzingen. Er erhielt bei der Oberbürgermeisterwahl vom 22.10.1967 mit
61,4 % die Mehrheit aller Stimmen.
Am 31. Oktober 1991 wurde Rudolf
Schardt anläßlich seiner Verabschiedung aus dem Oberbürgermeisteramt das
Ehrenbürgerrecht der Stadt Kitzingen verliehen. Zudem überreichte ihm
Regierungspräsident Dr. Franz Vogt das
Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Seit dem 30. Oktober 1992 ist Rudolf Schardt
auch Ehrenbürger der italienischen Partnerstadt Montevarchi in Anerkennung
seiner hohen Verdienste als Schöpfer der deutsch-italienischen Freundschaft
zwischen Kitzingen und Montevarchi.
c) Dr.
Guido Wunderlich
Näheres zur Person;
Dr. Guido Wunderlich, geb. am
26.8.1892, gestorben am 06.08.1957
Der als Sohn eines praktischen
Arztes geborene Guido Wunderlich studierte in Würzburg Medizin, stand im Ersten
Weltkrieg als Unterarzt im Feld und war von 1919 bis 1926 an der Chirurgischen
Klinik des städtischen Krankenhauses in Bamberg tätig.
Im August 1926 kam er als Arzt
nach Kitzingen und wurde nach dem Tod von Hofrat Dr. Schuster Chefarzt am
städtischen Krankenhaus, das sich damals noch im heutigen Ärztehaus am
Hindenburgring befand. Mit der Amtsübernahme des Chefarztpostens folgte ein
rascher Aufschwung des Kitzinger Krankenhauses.
Die Bettenzahl musste auf Grund
der starken Frequenz ständig erhöht werden.
Er hat vielen Menschen mit seiner
ärztlichen Kunst geholfen und dabei zeigte er auch seine soziale Ader, denn in
der schweren Nachkriegszeit behandelte er viele Kranke, die kein Geld hatten
oder arbeitslos waren, einfach umsonst und stellte keine Arztrechnung aus. Er
erlitt selbst schwerste Schicksalsschläge, denn beim Luftangriff auf Kitzingen
verlor er seine Frau und seine drei Töchter, wurde schwer krank, war danach
nicht mehr fähig zu behandeln und musste angesichts des Ärztemangels dennoch
wieder praktizieren.
Sein Leben war von Nächstenliebe,
Fürsorge und sozialem Gewissen geprägt.
d) Frida
von Soden
Näheres
zur Person:
Frida
von Soden, geboren im Jahre 1860, gestorben am 01.10.1933
Frida von Soden, nach der das
Seniorenheim in der Kanzler-Stürtzel-Straße benannt ist, wurde 1860 auf Gut
Neuhaus bei Hannover geboren und besuchte nach dem Tod ihrer Eltern die höhere
Schule in Neuendettelsau. Sie entschloss sich für den Lebensberuf der
Diakonisse und war in verschiedenen Einrichtungen als Lehrschwester tätig. Im
Alter von 36 Jahren begann sie mit ihrer Arbeit in der wirtschaftlich
aufblühenden Handels- und Gewerbestadt Kitzingen. Kinderschule, Krankenpflege
und das große Hauswesen standen unter ihrer Oberleitung. Dazu leitete sie auch
die „Handarbeits- und Industrieschule“, die allen Töchtern ohne Unterschied der
Konfession offen stand. Als Lehrkräfte dienten drei in Handarbeiten
ausgebildeten Diakonissen von Neuendettelsau. Wegen des Raummangels musste der
Unterricht im protestantischen Schulgebäude gegeben werden, wo täglich 150
schulentlassene Mädchen unterrichtet wurden.
Der Aufschwung der
wirtschaftlichen Verhältnisse verlangte jedoch nach einer noch vielseitigeren
hauswirtschaftlichen Ausbildung der weiblichen Jugend. So wurde auf Wunsch der
evangelischen Gemeinde im Frühjahr 1896 als Ergänzung der Industrieschule eine
eigene Haushaltungsschule gegründet. Auswärtigen Schülerinnen diente sie als
Pensionat. Dank einer großzügigen Spende der Familie von Deuster konnte das
räumlich beschränkte Anstaltsgebäude aufgestockt und durch einen östlichen
Anbau erweitert werden.
Unter der Oberleitung von Frida
von Soden begann der Unterricht am 15. September 1896. Die im Aufbau
befindliche Industrie- und Haushaltungsschule zählte 1897 bereits 22 Elevinnen.
Bald war der Ruf der Kitzinger Haushaltungsschule so gut, dass wesentlich mehr
Anmeldungen vorlagen, als Pensionärinnen aufgenommen werden konnten. Ständig
wurden die Einrichtungen erweitert und von Soden schaffte es auch während der
schweren Zeit des Ersten Weltkriegs mit Tatkraft und Einfallsreichtum, sich um
Krankenpflege, Kindererziehung, Hauswirtschaft und Behindertenarbeit in
Kitzingen zu kümmern.
1921 stiftete die fromme,
praktische und großzügige Frau einen nach ihren Entwürfen gefertigtes, mit
zwölf Edelsteinen verzierten Abendmahlgerät (Kelch und Hostienteller), das –
was viele der Dekanatsfrauen nicht wussten – noch heute bei jeder
Abendmahlsfeier in Gebrauch ist. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatte von
Soden, außerhalb der Stadt, in der Kanzler-Stürtzel-Straße, ein großes
Grundstück gekauft, auf dem 1955 bis 1957 das neue Alten- und Pflegeheim gebaut
wurde, das seit 1995 ihren Namen trägt, erfuhren die Zuhörerrinnen.
32 Jahre lang führte Schwester
Frida die „Protestantische Anstalt“ und prägte somit das evangelische Leben der
Stadt Kitzingen, bevor sie 1928 nach Neuendettelsau ins Feierabendhaus
zurückkehrte, wo sie nach schwerer Krankheit und fast blind am 1. Oktober 1933
starb.
e) Hedwig
von Schlesien
Näheres
zur Person:
Hedwig von Schlesien, geboren im
Jahre 1174, gestorben am 15.10.1243
Die Heilige Hedwig ist ein entscheidendes
Bindeglied zwischen Kitzingen und seiner Partnerstadt Trzebnica in
Niederschlesien, auch wenn sie bereits fast neun Jahrhunderte tot ist. Sie hat
die Brücke zu dieser seit 2009 bestehenden Partnerschaft geschlagen.
Die junge Hedwig, Tochter des Herzogs
Berthold von Andechs-Meranien, erhielt zum Ausgang des 12. Jahrhunderts im
Benediktinerinnenkloster Kitzingen ihre erste Ausbildung und erlernte die
Anfänge der Heiligen Schrift, mit deren Studium sie auch ihre Jugendzeit
verbrachte. Hier erlangte sie erste Kenntnisse des Lateins und der kirchlichen
Gebete, bevor sie, gerade erst 12 Jahre alt, mit Herzog Heinrich von Schlesien
und Polen verheiratet wurde.
Ausschlaggebend für die Wahl des
damals zum Hochstift Bamberg gehörenden Klosters Kitzingen dürfte gewesen sein,
dass Otto II. von Andechs-Meranien, ein Onkel Hedwigs, zu dieser Zeit Bischof
von Bamberg war. Als eine von Hedwigs Erzieherinnen ist die Nonne Petrissa
überliefert, die später die erste Äbtissin des von Hedwig und ihrem Gemahl
gegründeten Klosters Trzebnica werden sollte, das
schnell für 1000 Nonnen, Zöglinge und Dienstpersonal ausgebaut wurde.
Im heiratsfähigen Alter wurde Hedwig mit dem
Piastenherzog Heinrich l. von Schlesien vermählt. Aus dieser Ehe gingen sieben
Kinder hervor. Hedwig unterstützte ihren Gemahl bei der Vertiefung des
christlichen Lebens und förderte mit ihm auch die kulturelle Entwicklung des
Landes. Wie ihre Nichte, die Heilige Elisabeth, ist sie ein Vorbild
christlicher Nächstenliebe. 1238 wurde sie Witwe, drei Jahre später fiel ihr
ältester Sohn Heinrich im Kampf gegen die Mongolen.
Sie starb am 15. Oktober 1243 im
Zisterzienserinnenkloster Trzebnica, in dem sie als Witwe gelebt hatte. Hedwig
wurde in der Klosterkirche begraben und bereits 1267 von Papst Clemens IV.
heiliggesprochen.
Weitere Anmerkungen:
In dem Baugebiet sind die Lagebezeichnungen
„Hammerstiel“ und „In der Leisten“ vorhanden. Sollte es gewünscht werden, dass die
Lagebezeichnungen erhalten bleiben, wären als Kompromiss
a) „Leistenstraße“
bzw. „
b) „Am Hammerstiel“ als Straßennamen in Erwägung zu ziehen.
Als weiterer ganz neutraler Vorschlag wäre
die Straßenbezeichnung „Zur schönen
Aussicht“ in Erwägung zu ziehen, da man in Höhe des Baugebietes am Steigweg
einen wunderschönen und herrlichen Ausblick auf Kitzingen hat.
Die
Grundstücke im oberen Bereich des Baugebietes werden hausnummernmäßig der
Max-Fromm-Straße zugeordnet.
Von
Seiten der Verwaltung wird die Gerd-Münzberg-Straße
vorgeschlagen, da im Baugebiet „Hammerstielweg“ die beiden Straßennamen „Olga-Pöhlmann-Straße“ und „Max-Fromm-Straße“ bereits vorhanden
sind und damit die Reihe der Straßennamen mit bedeutenden Kitzinger
Persönlichkeiten fortgesetzt werden kann.
1. Vom Sachvortrag wird Kenntnis genommen.
2. Die Erschließungsanlage im Baugebiet „Südlicher Hammerstielweg“ erhält folgenden Namen:
a)
Gerd-Münzberg-Straße
Alternativ:
b)
Rudolf-Schardt-Straße
Alternativ:
c)
Dr.
Guido Wunderlich-Straße
Alternativ:
d)
Frida
von Soden-Straße
Alternativ:
e)
Hedwig
von Schlesien-Straße