Oberbürgermeister Güntner weist eingangs darauf hin, dass das Ziel dieser Sitzung eine offene Diskussion über die zukünftige Kulturarbeit in der Alten Synagoge im Besonderen bzw. die Zukunft der Kultur in Kitzingen im Allgemeinen sein sollte.

Aus diesem Grund habe er auch ein Denkmodell des Stadtmarketingvereins an alle Mitglieder weitergeleitet, welches die Bündelung der Kulturarbeit in eine GmbH zum Inhalt hat.

Er weist darauf hin, dass in der heutigen Sitzung kein Beschluss gefasst werde.

 

Verwaltungsrat Hartner leitet kurz in das Thema ein und verweist auf die Historie zur Kulturarbeit in der Alten Synagoge, die Empfehlungen aus dem Organisationsgutachten aus dem Jahr 2013, die Kulturarbeit in ein eigenes Amt einzugliedern mindestens aber in einem Veranstaltungsmanagement zu bündeln sowie den Prozess zum Kulturentwicklungsteams.

 

Herr Arndt-Landbeck geht ausführlich anhand einer Präsentation auf die Historie zum Betrieb der Alten Synagoge sowie den vorhandenen Rahmenbedingungen ein. Die Präsentation ist als wesentliche Anlage der Niederschrift beigefügt.

Besonders verweist er auf das Nutzungskonzept aus 1993, welches bis dato noch nie überarbeitet bzw. angepasst wurde. Aus seiner Sicht sollte das Konzept im Zusammenhang mit dem anstehenden Personalwechsel überarbeitet werden.

Die Alte Synagoge sei durch verschiedene feststehende Nutzungen bzw. Nutzer (Bildungsveranstaltungen der vhs, Veranstaltungen Synagogenverein u.a.) so weit ausgelastet, dass die im eigenen Ermessen stehenden Kulturveranstaltungen lediglich einen Anteil von 25 % ausmachen.

Er verweist auf die verschiedenen fachlichen Voraussetzungen, um die Alte Synagoge als Versammlungsstätte zu betreiben, die er auch aus Gründen des Bestandschutzes allesamt erfüllt.

Bei einer Neuausrichtung brauche es in jedem Fall 2 Mitarbeiter (1 x Leitung, 1 x Technik), um den Rahmen der Versammlungsstättenverordnung einzuhalten.

Abschließend verweist er auf das Budget, welches er am Bespiel des Jahres 2019 (= 208.000,00 €) um alle Fixkosten und Abgaben bereinigt (= 5.500,00 €) habe. Rechne man noch die Einnahmen (68.000,00 €) dazu, stehen für die Veranstaltungen insgesamt 73.500,00 € zur Verfügung.

 

Stadträtin Dr. Endres-Paul als Kulturreferentin würdig zunächst die Arbeit von Herrn Arndt-Landbeck und sein Engagement um die Alte Synagoge. Ihrer Auffassung nach könne das hochwertige Angebot kostenneutral nicht gehalten werden. Sie spricht sich für die Beibehaltung des hohen Niveaus des Kulturprogramms in der Alten Synagoge aus. Sie spricht sich weiter dafür aus, die städtische Kulturarbeit weiterhin auszubauen und die entsprechenden Mittel dafür bereitzustellen. Dabei hinterfragt sie die Haltung der Verwaltung.

Dem Papier des Stadtmarketingvereins könne sie nichts abgewinnen und verweist auf die Kernaufgaben des Vereins.

 

Im Folgenden diskutieren die Stadträte ausführlich über die zukünftige Ausrichtung der Kultur in der Alten Synagoge. Dabei sprechen sich alle für die Beibehaltung der hohen Qualität in der Alten Synagoge aus. Es wird angemerkt, dass ein Jahr vor dem Ausscheiden dringend eine Ausschreibung vorbereitet werden sollte.

 

Teile der Stadträte (u.a. Stadtrat Dr. Küntzer, Stadtrat Pauluhn, Stadtrat Moser, Bürgermeisterin Glos) verweisen in ihren Wortmeldungen auf eine noch stärkere Vernetzung der verschiedenen Akteure in der Stadt. Darüber hinaus habe man mit dem anstehenden Wechsel die Chance, die verschiedenen städtischen Veranstaltungen bzw. Veranstaltungsflächen (u.a. Rathaushalle, Gartenschaugelände) zu bündeln und in einem Veranstaltungsmanagement zusammenzufassen.

 

Das Denkmodell des Stadtmarketingvereins auf Bündelung der Veranstaltungen in einer GmbH wird kritisch beäugt, einzig Stadtrat Vierrether könne sich eine tiefere Betrachtung dessen vorstellen.

 

Für Stadtrat Paul gehe eine grundsätzliche Diskussion zur städtischen Kulturarbeit zu weit. Es müsse dringend ausgeschrieben werden, weshalb er sich für die heutige Sitzung eine Stellenbeschreibung erwartet hätte.

 

Stadtrat Pauluhn möchte wissen, ob durch eine Steigerung der Veranstaltungen, verbunden mit höheren Einnahmen, eine höhere Kostendeckung erzielt werden könne. Er fragt nach, wie viele Veranstaltungen neben den gegenwärtigen 150 in Zukunft zusätzlich möglich wären.

 

Herr Arndt-Landbeck gibt zu bedenken, dass mit einer Verdoppelung der Veranstaltungen nicht automatisch der Zuschussbedarf geringer werde, nachdem sich mehr Veranstaltungen auch auf den Personalbedarf auswirken. Er stellt dar, dass eine gemeindliche Kulturarbeit immer mit Kosten verbunden sei. Lediglich Kulturbetriebe mit Vereinsstruktur und ohne Personalkosten erreichen eine Kostendeckung bzw. Überschüsse.

Aus seiner Sicht seien 200 Veranstaltungen im Jahr denkbar.

Er gibt weiterhin zu bedenken, dass der Leitungswechsel die Chance verdiene, sich über die Strukturen und Abläufe der städtischen Kultur Gedanken zu machen. Dabei könnte auch ein Veranstaltungsmanagement ein Thema sein. Eine unveränderte Weiterführung sehe er kritisch und verweist auf viele offene Fragen aus dem Prozess des Kulturentwicklungsteams und im Zusammenhang mit weiteren Akteuren in der Stadt (z. B. Roxy oder Fastnachtmuseum).

 

Auf die Frage, ob für diese Aufgabe Personal gefunden werden könne, bestätigt dies Herr Arndt-Landbeck. Insbesondere für den Bereich der Veranstaltungstechniker sehe er einen Markt, gerade im Teilzeitbereich.

In diesem Zusammenhang gibt Stadtrat G. Wittmann den Impuls, ob ggf. im Netzwerk von Herrn Arndt-Landbeck ein geeigneter Nachfolger vorhanden sein könnte.

 

Für Stadträtin Schmidt sei bei einer Fortschreibung der Konzeption für die Alte Synagoge auch die Frage nach der sozialen Komponente ein Thema. So könnte sie sich vorstellen, dass manchen Künstlern eine geringere Miete verrechnet werde, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Gleiches gelte für Veranstaltungen, die für ein breites, auch sozial schwächeres Publikum geöffnet werden könnten.

 

Oberbürgermeister Güntner ist es wichtig, ein vielfältiges Kulturprogramm für alle Altersgruppen und Bevölkerungsschichten in der Stadt anzubieten. Mit der heutigen offenen Diskussion sollte ein Jahr vor dem Ausscheiden des Stelleninhabers die Chance bestehen, einen Veränderungsprozess einzuleiten. Deshalb habe die Verwaltung auf die vorherige Ausarbeitung einer Stellenausschreibung verzichtet.

Mit dem Ergebnis der heutigen Sitzung werde für die erste Stadtratssitzung im Januar 2021 eine entsprechende Vorlage für das weitere Vorgehen erstellt. Ziel müsse es sein, spätestens Mitte des zweiten Quartals die Stelle(n) auszuschreiben.

Er bedankt sich für die ausführliche Diskussion.