Betreff
Anbahnung Städtepartenerschaft mit Israel
Vorlage
2023/197
Art
Sitzungsvorlage (Beschluss)

Im Jahr 2020 brachte Dr. Hermann Kolesch, der Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim von einer interdisziplinären und interfraktionellen Delegationsreise mit der Agrarministerin Michaela Kaniber nach Israel, die Idee einer technologischen Kooperation mit nach Hause. Diese Idee übergab er an die Landtagsabgeordnete Barbara Becker zur weiteren Entwicklung. Frau Becker verband diesen Ansatz dann in der Folge mit der zusätzlichen Partnerschaft der Menschen der beiden kooperierenden Regionen.

 

Am 03.11.2021 informierte Herr Oberbürgermeister Stefan Güntner per Brief Herrn Dr. Josef Schuster als Präsidenten des Zentralrates der Juden über die von den Kitzinger Stadtratsmitgliedern gefassten Beschlüsse bezüglich der Umbenennung der Siegfried-Wilke-Straße in die Dagmar-Voßkühler-Straße, der Aberkennung der Ehrenbürgerwürde und der Aufhebung des Unterhalts des Ehrengrabes von Herrn Wilke. Am Ende des Schreibens trug Herr Güntner dann auch noch die Idee einer Städtepartnerschaft Kitzingens mit einer israelischen Stadt vor. Auf dieses Schreiben antwortet Herr Dr. Schuster am 01.12.2021, begrüßt die Idee, berichtet, dass er die Idee auch bereits mit der Landtagsabgeordneten Frau Barbara Becker diskutiert hat und verweist auf das Israelische Generalkonsulat in München als passenden Ansprechpartner für die Weiterentwicklung dieser Idee einer Partnerschaft.

 

Nach einer Information über diese Idee im Rahmen der Fraktionsvorsitzenden-Besprechung vom 13.12.2021 ging am 22.12.2021 ein Schreiben von Herrn Oberbürgermeister Güntner an die Israelische Generalkonsulin Carmela Shamir mit dem Vorschlag einer Partnerschaft zwischen Kitzingen und einer israelischen Stadt, verbunden mit einer Einladung nach Kitzingen zu einem persönlichen Gespräch.

 

Am 28.04.2023 besuchte dann die Israelische Generalkonsulin von 10:00 bis 15:00 Uhr die Stadt Kitzingen. Unter Begleitung der Landtagsabgeordneten Barbara Becker, des Hauptamtsleiters Peter Grieb (als Vertreter der Kitzinger Stadtverwaltung), Margret Löther (als Vorständin des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen am Main e. V.) und Bernd Moser (als Vorstand des Freundeskreises der Partnerstädte Kitzingen e.V.) wurde Frau Shamir anhand einer Führung durch die Alte Synagoge incl. der teilweise freigelegten Mikwe und im Rahmen eines Stadtrundgangs entlang jüdischer Häuser über Stolpersteine, vorbei am Kofferdenkmal bis zum Rathaus und dem Platz der Partnerstädte ein Blick auf die Geschichte des Judentums in Kitzingen ermöglicht. Bei einem anschließenden gemeinsamen Mittagessen und einem Empfang im Rathaus incl. Eintrag ins Goldene Buch der Stadt wurden die Möglichkeiten einer Partnerschaft und die dafür notwendigen Rahmenbedingungen erörtert. Frau Shamir bekundete ein großes Interesse an einer Städtepartnerschaft. Da die Anzahl der mit der Einwohnerzahl von Kitzingen vergleichbar großen Städte in Israel allerdings sehr begrenzt ist, bestand schnell Einigkeit darüber, dass eine Partnerschaft mit einem israelischen Kibbuz der realistischere Ansatz wäre.

 

Am 19. und 20.06.2023 waren dann Einat Rot und Lior Mark (als Vertreter des Kibbuz Hatzerim) im Kontext ihrer Teilnahme an einem Fachkongress „Israel meets Bavaria“ von Barbara Becker am 20.06. auch in Kitzingen zu Besuch. Der Kibbuz Hatzerim liegt im Herzen der Wüste Negev und es leben und arbeiten dort mehr als 1.000 Menschen. Der Kibbuz hat seit seiner Gründung im Oktober 1946 vielfältige Aktivitäten entwickelt, produziert gegenwärtig aber vor allem Jojoba-Öl für die größten Kosmetikbetriebe in der ganzen Welt. Wegen des Wasserbedarfs für diese Produktion im Kontext der Wüste hat der Kibbuz 1965 die Firma Netafim gegründet, die auf Bewässerungstechniken spezialisiert und in diesem Bereich derzeit weltweit führend ist. An dieser Stelle entsteht auch die Verbindung zu dem von Barbara Becker veranstalteten Fachkongress zum Thema Wasserknappheit in Unterfranken und evtl. hilfreiche israelischen Technologien auch im regionalen Weinanbau.

 

Ralph Hartner (als Vertreter des Freundeskreises der Partnerstädte e.V.) und Christiane Moser (als Vertreterin der Stadtverwaltung) begleiteten die beiden am 20.06. durch Kitzingen und gestalteten einen informativen Tag (Alte Synagoge, Stolpersteine, Kofferdenkmal, Platz der Partnerstädte, Rathaus, Marktplatz, allg. öffentliches Leben, Kitzinger Beitrag beim Würzburger Kofferdenkmal, Würzburger Residenz, Mainschleife, Mainfähre, Escherndorf, …).

 

Der Besuch löste bei den beiden israelischen Gästen eine große Begeisterung für die Stadt und deren Menschen, sowie die umliegende Region aus. Und die Bestätigung der Idee mündete in einer direkten Gegeneinladung zu einem Besuch in Israel. Dieser könnte Ende November stattfinden (Anreise am Freitag, den 23.11.2023 Anreise und Rückreise am Montag, den 27.11.2023). damit würden netto drei Tage vor Ort zur Verfügung stehen um den Kibbuz, die Menschen vor Ort (vor allem die relevanten Personen für die Partnerschaft) und den Kontext (Jojoba, Wüste, Wasserthematik, …) kennenzulernen und die Idee der Städtepartnerschaft weiterzuentwickeln. Dazu gibt es bereits im Rahmen eines ZOOM-Meetings gemeinsam erarbeitete Workshop-Vorschläge für die Themenbereiche Gesellschaft und Kultur, Jugend, Bildung, Wirtschaft und Technologie sowie Tourismus. Um diese Themen alle vernünftig diskutieren zu können, müsste eine max. zehnköpfige Delegation die Reise antreten dürfen. Neben dem Oberbürgermeister und dem Hauptamtsleiter wären derzeit Vanessa Feineis als Leiterin der Tourist-Info, Jochen Kulczynski als Leiter der Einrichtung JungStil und Christiane Moser als Vertreterin des Freundeskreises der Partnerstädte e.V. und Vertreterin der Verwaltung (Betreuung der beiden Gäste am 20.06.2023) als Teilnehmer angedacht. Noch offen wäre ein Vertreter zum Thema Wirtschaft/Technologie und zum Thema Gesellschaft/Kultur.

 

Für den Flug würden Kosten in Höhe von 300 bis 900 € pro Person entstehen (je nach Buchungszeitpunkt) zuzüglich evtl. Kosten für den Transfer vom und zum Kibbuz. Die Kosten für die Übernachtung, den Aufenthalt und die Programmgestaltung übernimmt der Kibbuz.

1.      Vom Sachvortrag wird Kenntnis genommen.

 

2.    Der Stadtrat beauftragt die Verwaltung die bisherigen Bemühungen zum Zweck einer zukünftigen Partnerschaft der Großen Kreisstadt Kitzingen mit einem israelischen Kibbuz weiter zu konkretisieren.

 

3.    Zum Zweck der konkreteren Anbahnung dieser Partnerschaft darf eine max. zehnköpfige Delegation für einen Besuch des Kibbuz Hatzerim die Flugreise nach Israel antreten. Diese Reise ist derzeit für Ende November 2023 angedacht.

 

4.    Die dafür notwenigen Mittel werden im Rahmen der flexiblen Haushaltsführung im Haushalt 2023 auf der Haushaltsstelle 0000.6314 (Städtepartnerschaften) zur Verfügung gestellt.